Tag 7 – Aufräumen für den Frieden

Ich schlafe lang, weil ich bis vor ein paar Stunden am letzten Blogpost gearbeitet habe. Ich schaffe es denn noch zur sogenannten Matinee. Heisst zwar wie ein Zusammenkommen französischer Prägung, weisst aber deutliche Züge eines „Kirchganges“ auf. Sabine spricht von Gott/dem Göttlichen. Ich habe wenig behalten, auch weil mich der Post von gestern noch beschäftigt hat. Ich will vollständig und auch angemessen in meinen Überlegungen sein.. Soviel sei mit Wohlbehagen festgehalten. Sie weiss um die Fehler, die passiert sind und bemüht sich angemessen um Entschuldigung, Klärung und Frieden. Fühlt sich wie Aufräumen nach einer Party an auf der im Rausch der idealistischen Begeisterung der ein oder andere Drink zuviel oder daneben übber den Tresen gegangen ist. Manches Glas ist ungefallen, andere in Scherben gegangen. Ohne die Anfangsenergie räumt sie ein, wären vielleicht weniger Fehler gemacht worden, man wäre aber sagt sie, wahrscheinlich nicht mehr da. Das kann ich hören. Wo gehobelt wird, da fallen Spähne. Wer nicht wagt, macht keine Fehler. Ich habe keinen Hader mit dem Projekt oder seinen Genossen. Darüberhinaus wird jeder seinen Frieden machen,. Jeder nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen, könnte man sagen.

Nach dem Pannel tritt eben jene junge Frau auf, die ich die letzten Tage nicht gesehen habe und der ich vor sieben Jahren begegnet war. Sie bietet einen „thraumasensiblen Raum zur sexuellen Erfahrungen“ an. Mein lieber Herr Gesangsverein. Da hat’s gestern aber gescheppert. Daneben hat, meine Damen, Diversen und Herren geöffnet, die …. Bodega! Also eben jener Liebesraum, in welchem der Eros sich in seiner reinen, ursprünglichen Wildnatur entfalten dürfe. Ferner, Kunst, Cafe, für jeden was dabei. Davor aber erstmal Brunch.

Die Weggabelung (Bodega oder sexuelle Thraumata) vor der ich mich sehe, könnte nicht deutlicher sein. Hinzu kommt, dass ich nicht weiss, wo das Landhaus liegt, in dem eben jene Scherben aufgelesen werden könnten, sollte damals ein Glas vom Tresen gefallen sein. Ich muss also fragen. Man stelle sich das draußen in der Welt vor. „Können Sie mir sagen, wo der Bahnhof ist?“ Und dann noch… „Wissen Sie, wo ich meine etwaigen, sexuellen Thraumata bearbeiten könnte?“

Dass solche Dinge hier möglich sind und ohne Schahm und vorgehaltene Hand gefragt werden können, stimmt hoffnungsvoll. Dass sie nötig sind, wirft wenigstens für mich die Frage auf: „Hat das denn sein müssen?“ Überwog der Nutzen der „sexuellen Befreiung“ wirklich die Risiken? Während ich über diese Fragen nachdenke, wird mir klar, dass ich auf den Schultern riesiger, sexueller Revolutionäre stehe. Die Fragen, die sie hatten, sind für uns heutige gratis gelöst worden. Jetzt eilfertige Kritik an den gemachten Fehlern vorzubringen, ist einfach und wohlfeil. Wer nichts tut, macht nichts verkehrt und wir alle lernen aus Expreriment und Fehlschlag. Die Investmentlegende Charlie Munger rät: Aus den Fehlern anderer Leute lernen, ist noch immer am billigsten.

Ich treffe jemanden, die das selbe Ziel hat und wir verabreden uns, um das Landhaus aufzusuchen. Es wird eine lustige Fahrgemeinschaft. Dass die Gemeinschaft fröhlich und das Angebot niederschwellig ist, bedeutet nun wiederum nicht, dass hier Traumata im Handstreich geheilt werden. Obschon ich so manchmal in den Kreisen den Eindruck habe, als würde das dann und wann erwartet.So ganz nach dem Motto „Jetzt hammas ja besprochen.“

Bevor es zum Landhaus geht, erst zum See. Noble geht die Welt zu Grunde. Und siehe da. Ich treffe jene junge Frau, die ich bisher vergeblich gesucht habe. Ich sage ihr ziemlich direkt, dass ich wegen damals gerne mit ihr sprechen würde und sie freut sich. Erstens mich zu sehen und zweitens über mein Angebot. Auch dies kurz in der Main Stream Gesellschaft. Ich laufe Dir nach dem Brunch übern Weg und sage: „Hey! Damals bei unserer sexuellen Begegnung sind für mich Fragen offen geblieben.“ Und Du sagst: „Klar lass uns auf einen Kaffee treffen.

Wie dem auch sei, die Qualität der Begegnung überzeugt mich davon, dass andere den Thraumaspace eher brauchen als sie und ich. Am Ende des Tages entsprach ja unsere körperliche Begegnung einfach nur nicht dem menschlichen Interesse, dass ich für sie spürte. Ich wollte sie kennenlernen und habe mit ihr geschlafen. Diese beiden Ebenen sind hier auf eine Weise entflochten, wenn auch beide möglich, die halt mir nicht entspricht. Ich will Bindung und Vertrautheit wenn und auch meist bevor ich mit jemandem körperlich intim werde. Hier muss das eine nicht mit dem anderen einher gehen. Kann es aber. Ich treffe also die Entscheidung, den Kreis zu schließen und lasse das Thraumalandhaus für die Bodega sausen. Leute! Dass muss festgehalten werden. Landhaus, See, Aula und eine Bodega wo neben Wein und Gesang auch das Weib genossen werden kann, stellen schon eine ziemlich extravagante Form sozialistischen Reichtums dar. Ich fühle mich in diesem Augenblick wirklich fern von Verurteilung. Ich spüre einfach, dass ich keinen wirklichen Bedarf verspüre. Mein Ausflug in die Bodega gerät sodann auch zu einer eher ruhigen, meditativ beobachtenden Veranstaltung, die aber, soviel sei bezeugt, durch einen Tanz mit einer wirklich attraktiven Frau geschmückt werden wird.

Der Tanz wird mir klar, ist einfach der öffentlich beobachtete, Safespace in dem Grenzen gecheckt und nach nonverbaler Übereinkunft überschritten werden können, den die Main Stream Gesellschaft braucht, um den Liebesakt in klaren Schutzgrenzen erleben zu können. Hier könnte man wahrscheinlich auch einfach nach Sex fragen. Beim Tanz wird klar, ob Anziehung wechselseitig vorhanden ist und beide Parteien können den „Aushandlungsprozess“ jeder Zeit beenden. Daneben ist die Tanzfläche natürlich auch eine Art Marktplatz mit verschiedenen Angeboten, Nachfragen und sogar begrenztem „Optionshandel“. Natürlich macht Tanzen auch einfach Freude.

Zwei Veränderungen fallen auf. Während die Frauen, welche den „sozialistisch/revolutionären Edelpuff“ leiten, die selben sind, gibt es keine „Tempeldienerinnen“ mehr. Mann muss jetzt selber baggern oder sich einfach vorher schon mit einer in diesem Fall häufiger altgedienten Genossin verabredet haben. Hier sind einfach Freunde und Weggefärten in schöner Umgebung dabei, sich oft nach Jahren wieder erotisch zu begegnen. Und dann ist der Bereich zum Treffen klar vom Bereich zum Vögeln getrennt. Damals war alles offen. Auch hier eine weitere Maßnahme, um Menschen zu schützen? Ich fühle einen tiefen Frieden und eine sexuelle Erfülltheit ohne tatsächlich Sex zu haben. Es ist als wäre meine sexuelle Frage in diesem Moment einfach gelöst. Keine Fragen mehr Eure hochverehrte Weiblichkeit.

Die Raumhalterin beobachte ich, ist lange damit beschäftigt, einer jungen Frau die Wichtigkeit und auch die Akzeptanz des klaren, körperlich empfundenen „Jas“ und „Neins“ nahe zu bringen und abermals stellt sich jene Zufriedenheit bei mir ein, die sich einstellt, wenn man wenn auch als nicht wirklich Betroffener bezeugen darf, dass Fehler ernst genommen werden, um daraus zu lernen. Die Tempellleiterin verstehe ich, liebt diesen Ort, sie lobt gerade den Sex, der in einer halben Stunde auf den Punkt geschieht. Während einerseits für jeden ein Raum da sein sollte, öffnet sie auch die Möglichkeit, dass „es mal länger dauern“ könnte. Ob neben leckeren Getränken, dann auch Snickers gereicht werden? Kondome jedenfalls sind und waren stets vorhanden.

Nach zwei Stunden Liebestempel ohne Sex begebe ich mich auf eine langsame, lange Wanderung. Die Natur iSt wunderschön und abermals stellt sich Frieden ein.

In der folgenden Gruppe verstört mich die Geschichte einer Frau, die vor Jahren zum entscheidenden Zeitpunkt mit drei verschiedenen Männern intim war und lange Zeit nicht wusste, wer der Vater ihres Kindes war. Während das für die Frau, die dann die Gemeinschaft verliess schwierig gewesen sein muss, will ich mir lieber nicht vorstellen, was es für die Identität des Kindes bedeutet, zu wissen, dass es nicht wichtig genug warob sie nun auf die Welt kommt oder nicht, um sauber zu verhüten. Einmal mehr geistern die 12 Kinder Otto Mühls durch meinen Kopf, die auf sogenannten „Ficklisten“ gezeugt wurden. Ganz deutlich will ich hier sagen, dass Mühl nie Teil der Gemeinschaft war. Duhm und Mühl kannten sich aber und die Abgrenzung die heute beteuert wird, war damals eher so eindeutig, wie die Hubert Eiwangers von der Naziideologie. Zurück bleibt für mich eine gewisse Traurigkeit.

Nach dem Abendessen versuche ich mich in einem unschuldigen Flirt mit einer attraktiven Frau. Am Ende des Tages liegt meine Hand auf ihrerwährend wir versuchen heraus zu finden, ob ich mit ihrer Hilfe ein neurographisches Bild erzeugen kann. Es besteht noch Hoffnung aber andererseits ist meine Fähigkeit zum Flirt ungefähr so wichtig, wie die Neuronen für Vogelgesang, wenn der Frühling rum ist. Ich habe zwei Beziehungen, bin zehn Jahre älter als diese Frau und habe vier Kinder. Gut. Verbuchen wir das einfach als schöne Begegnung und als Fingerübung mit einer Filsstiftfarbpalette.

Ihr Freund kommt und ich lasse die jungen Leute ziehen. Der Abend geht zur Neige und ich fühle mich etwas einsam.