Ich wache früh auf an diesem Tag und denke darüber nach den Sonnenaufgang im Steinkreis zu erleben. Das tue ich solange, bis die Sonne aufgeht. Denken ist wie tatsächlich tun, nur langsamer. Ich stehe trotzdem auf und nehme mir vor, den Steinkreis auf eigene Faust zu finden. Mein Handy sagt ich umkreise den Steinkreis, statt darauf zu zu laufen, bis ich irgendwann aus der Kurve fliege, nein laufe und plötzlich denke ich, ich seh‘ ’nen Pferd. Nein zwei und eigentlich auch hören. Langsam komme ich auf die beiden zu und schließlich darf ich eins über Nase und Stirn streicheln. Uns trennt kein Zaun, nur ein Elektrozaun, den die beiden leicht überspringen könnten, wenn sie wollten. Die aber bleiben in der Vormittagswärme stehen und bewegen sich nur soviel wie gerade nötig.
Ich laufe weiter zum Akron. hier wohnen Teile des inneren Zirkels. Ich schmeisse einen GPS-Brotkrumen in die Landschaft und will gerade wieder gehen, da treffe ich Majana, die ich vor Jahren bei meinem Vater traf. Es gibt sie, diese alten Verbindungen. So jung denke ich, kommen wir nicht mehr zusammen. Letztes mal, waren wir jedenfalls beide noch jünger. Wir wechseln ein paar Worte, dann verabschiede ich mich und versuche Durst und Hitze zu entkommen.
Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es zur Aula. Hier werden vier Menschen aus der Gemeinschaft berichten und ein Problem benennen, das wohl früher schon zu Spannungen geführt haben muss. Viele Menschen haben, so berichten diese vier mutigen Menschen, die Gemeinschaft verlassen, oder zögen sich ins Private zurück, auch wenn sie innnerhalb der Gemeinschaft lebten. Schließlich sagt Benjamin er habe sich als Vater oft allein gefühlt. Alles eine Frage der Perspektive und der sonstigen Ansprüche denke ich. Wie schwer es ist, neben der Pflege des Landes und der Kinder die Welt vom Frieden zu überzeugen, wird sich später zeigen.
Das Mittagessen verläuft in gewohnten Bahnen. Ungewohnt dagegen ist, dass ich eine Einladung zu einem ganz versteckten Badeteich bekomme, wo ich den Nachmittag verbringe. In der Zwischenzeit lerne ich ein paar weitere Kinder kennen und muss wirklich sagen: „Chapeau. Di sind toll geworden.“
Schließlich kommt, was kommen muss, der global denglisch white leftist circle und… Jepp. Israel/Palästina oder links herum verkürzt: „Völkermord“. Richtig aber auch nur eine Seite der Wahrheit. Denn könnte die Hamas sie würde den Staat Israel vernichten. Vielleicht stelle ich mich morgen damit in die Mitte. Heute aber, lässt jemand anderes sich für eine ungeschickte Relativierung der deutschen Kolonialzeit in Namibia steinigen. Gut, was das mit dem Thema zu tun hat, ist mir zu diesem Zeitpunkt unklar, das aber haben wir in dieser Runde auch nicht mehr erfahren könnnen. Dass direkt betroffene überreagieren verstehe ich, dass andere gleich einem Schlachtruf „Not in my name!“, grölen, um sich in Lager der Genozidverurteiler zu verorten… Nu ja. Man tut kund‘ sich einem Friedensmarsch nach Gaza anschließen zu wollen und die Welt ist gleich in mehrfacher Hinsicht nicht in Ordnung. Noch Abends in der Bar wird man über diesen Zusammenstoß reden.
Ich aber bleibe vor dem Abendessen für mich und treffe mehr zufällig einen wirklich spannenden Gesprächspartner. Wenn man im gegenwärtigen Augenblick bliebe, könnten Antworten aus dem Herzen entstehen, die man im Diskurs nicht finden könne. Miguel aus Belgien stammend, hat in England und Portugal gelebt und spricht als hätte er Thich Nath Hanh selbst verspeist. Die wohl inspirierenste Begegnung bislang.
Beim Essen treffe ich Robert. Der mir alles über körperzentrierte Gartenwerkzeuge und Tiny Gardening erzählt. Ich fühle mich etwas wie Ali im Wunderland, bin aber dankbar, dass er mich mitnimmt in die Welt eines Bauern, der auf wechselnde Niederschlagsmengen ebenso reagieren muss, wie auf deutlich schwankende Angebote von Arbeitskräften.
In der Bar ermutige ich eine wirklich nette Dame zum Thema Makuladegeneration und Blindheit im Allgemeinen. Wenn es das ist, was ich der Welt gerade jetzt geben kann.
Zufrieden suche ich meinen Heimweg, schreibe und lege mich beim Rauschen eines Lüfters und großer Hitze schlafen.
man Beim Essen